Hausbau in Japan – Wer die Wahl hat …
31. März 2021 - 17:57 Uhr 2 Kommentare
… hat die Qual. Das ist hier wirklich so. In Deutschland hatten wir uns damals auch mehrere Baufirmen angesehen. Wir hatten von zig Firmen uns Kataloge zukommen lassen und diese ausgiebig studiert. Bei einer Firma gab es ein Musterhaus-Park, wo man verschiedene Häuser dieser einen Firma ansehen konnte. Es gibt sicherlich ein paar mehr Firmen mit Musterhaus-Parks, aber wir hatten uns damals nur eine solche Firma angesehen. Die meisten anderen Firmen hatten keine Musterhäuser oder wenn, dann war das nur ein Musterhaus, in dem auch die Beratung stattfand.
In Japan ist das anders gestaltet.
Es gibt gefühlt in jeder größeren Stadt Musterhaus-Parks, aber hier sind die Häuser nicht von nur einer Firma, sondern von verschiedenen. Alleine in unserer Gegend sind 3 Musterhaus-Parks und bei jedem Park sind zwischen 5 und 15 Häuser von verschiedenen Baufirmen. Natürlich wiederholen sich auch die Firmen bei den Musterhaus-Parks, aber nicht alle Baufirmen sind bei allen Musterhaus-Parks zu finden.
Wir waren erst einmal erschlagen vom Angebot und wussten nicht so recht, wo wir anfangen sollten. Daher hatte der Held online in Facebook Gruppen gesucht, ob jemand ein Haus in Japan gebaut hatte und mit welcher Firma die gebaut hatten. Daran knüpften wir an und hangelten uns nach und nach durch. Wir wussten, dass wir nichts typisch japanisches wollten und wenn Ausländer hier bauen, dann bauen die eventuell auch nicht typisch japanisch, war unser Gedanke.
Wir bekamen zunächst die Firma “Sweden House” empfohlen, also schauten wir uns die erstmal online an. Das geniale bei der Firma: Alle Musterhäuser kann man online sich wie bei Google Streetview anschauen. Das ist einerseits praktisch, aber andererseits will ich es auch anfassen und mir vor Ort ansehen, also machten wir einen Termin bei dem nächst gelegenen Musterhaus-Park.
Ich war echt begeistert von dem, was wir erzählt bekamen und vor allem von den Fenstern! Keine typisch japanischen Schiebefenster, die blöd zu reinigen sind und schlecht isoliert sind. Durch den Schiebe-Mechanismus ist immer ein kleiner Spalt zwischen den Fenster-Elementen und bei unserem gemieteten Haus ist da wirklich GARICHTS als Isolierung drin …. es zieht fürchterlich durch diese Löcher und es krabbelt auch manches Fiech da durch >_<
Sweden House ist ein Fertig-Bau-Prinzip. Alles wird in Schweden gefertigt und nach Japan gebracht für den Zusammenbau. Natürlich sind die Häuser angepasst an die Erdbeben in Japan, sowie an die Technik etc. Die Küchen sind mit einem westlichen Ofen und einer westlichen Spülmaschine ausgestattet. Das sind die japanischen Küchen leider nicht. Die japanischen Öfen sind so groß, wie eine handelsübliche Mikrowelle und die Spülmaschinen sind kleiner als die 40cm Variante aus Deutschland x_x
Leider hat das Sweden House auch seinen Preis, denn durch den Transport der fertigen Teile aus Schweden kommen Kosten hinzu. Wir haben uns daher nach dem Beratungsgespräch noch ein zweites Haus in dem Musterhaus-Park angesehen.
Wir sind dort spontan an einem Hebel Haus vorbei gekommen und hatten beschlossen es uns anzusehen. Der Name klingt deutsch, aber es ist eine japanische Baufirma. Japaner mögen Deutsch und hier hatte das einen Hintergrund: Hebel Haus baut mit Porenbeton. Der Erfinder dieses speziellen Porenbetons kam aus Deutschland und hieß HEBEL. Daher der Name. Wir waren natürlich positiv überrascht gewesen, denn wir bevorzugen eigentlich solch eine Bauart, aber wussten nicht so recht, ob so überhaupt in Japan gebaut wurde, da es ja Erdbeben gibt.
Auch Hebel Haus ist in einer höheren Preisklasse. Dennoch wurde diese Baufirma prompt einer unserer Favoriten. Denn die Qualität stimmt, die Beratung war TOP und die Betreuung unserer Kinder, während wir das Gespräch führten.
Wenn ich die beiden Beratungen an diesem Tag vergleiche, dann hat Hebel Haus definitiv gewonnen, denn beim Sweden House wurden wir gleich abgeschoben mit dem Kommentar “Ihr habt ja noch kein Permanent Resident Visa. Ohne gibt es keinen Kredit. Kommt wieder, wenn ihr es habt.” oO Dagegen klang es bei Hebel Haus ganz anders: “Wir können ja XZY schonmal vorbereiten und wenn das Permanent Resident Visa da ist kann man sich um den Kredit kümmern. Eventuell geht es auch ohne Permanent Resident. Ich werde da mal bei der Leitung anfragen.”
Ich frage mich, ob Sweden House überhaupt ein Haus an uns verkaufen wollte. Mir kam es jedenfalls nicht so vor. Dennoch machten wir einen zweiten Termin bei einem anderen Musterhaus-Park und fragten ein detailliertes Angebot an, da es uns an sich ganz gut gefiel und man will ja nicht anhand einer Beratung sich für eine Firma entscheiden, sondern anhand der Qualität, oder?
Wir hatten beim zweiten Termin beim Sweden House noch weniger Glück mit dem Berater. Es wurde lieblos herumgeführt und immer wieder darauf hingewiesen, dass wir noch kein Permanent Resident Visa haben -_- Darauf haben sich die Berater wohl sehr stark fixiert. Ich finde das mehr als unhöflich. Warum sollten wir eine schlechtere Beratung bekommen, als andere? Nur weil wir es noch nicht haben? Die Chancen, dass wir es bekommen stehen sehr gut und wir haben ein gutes Startkapital + der Held verdient nicht unbedingt schlecht.
Zu diesem Termin sollte das detaillierte Angebot kommen, aber trotz dessen, dass wir den Termin um einen Tag nach hinten geschoben hatten, war das Angebot nicht fertig gewesen. Wir waren praktisch umsonst dort gewesen, denn das Haus hatte ich auch online mir ansehen können. Die Vorzüge kannte ich ja bereits aus der ersten Beratung. Wir waren daher sehr enttäuscht….
Noch enttäuschter waren wir von Doitsu no Ie (Deutsches Haus). Eine Baufirma, die sich damit brüstet nach deutschen Maßstäben zu bauen mit deutschen Fenstern etc. Die wollten nicht einmal eine Beratung machen oder gar eine Führung im Musterhaus, weil zu dem Zeitpunkt State of Emergency (Nationaler Notstand) war. Das ist die einzige Baufirma gewesen, die das tat hier. Alle … ausnahmslos ALLE Häuser in Musterhaus-Parks sind offen und machen Beratungen. Natürlich mit Schutzmaßnahmen 😉
Es hieß die würden uns Unterlagen via Post schicken, aber die kamen nie an …. Tut mir leid, dass ich das hier so schreibe, aber das hat mich so stark an die deutsche nicht vorhandene Zuverlässigkeit erinnert …. Überall auf der Welt haben alle so ein gutes Bild von Deutschland, aber leider gibt es das schon mindestens seit ich in Deutschland lebe nicht (1992) … und diese Baufirma hat es mal wieder gezeigt. Sehr enttäuschend….
Das Wochenende drauf haben wir noch andere Musterhäuser uns angeschaut: DaiwaHouse und Tama Home. Wir waren spontan in diese zwei Musterhäuser rein und haben uns beraten lassen. Beide Firmen sind typisch japanische Bauart.
DaiwaHouse baut mit Stahlträgern und der typischen Glaswolle-Isolierung. Der Berater dackelte uns lieblos hinterher, als wir uns das Haus anschauten und man musste ihm wirklich alle Informationen aus der Nase ziehen. Das war sehr anstrengend und frustrierend. Ich dachte zunächst, dass es daran liegt, dass wir noch keinen Permanent Resident haben, aber ich habe später durch eine neue Bekanntschaft bei Hebel Haus erfahren, dass viele unzufrieden sind von der nicht vorhandenen Beratung und sich beschweren, wenn sie zum Hebel Haus für eine Beratung rein kommen. Der Herr scheint berüchtigt zu sein und jeder Berater von den anderen Baufirmen kennt den bei dem Musterhaus-Park. Wir hatten also einfach nur Pech. Bei einem anderen Musterhaus-Park wäre eventuell die Beratung so gewesen, wie bei Tama Home.
Tama Home ist wirklich typisch japanisch. Holzbauweise und Glaswolle Isolierung. Wir hatten hier eine Top Beratung bekommen, aber die Qualität hatte uns am Ende nicht zugesagt, auch wenn diese Baufirma preislich günstiger ist, als alle anderen, die wir uns angesehen haben.
Der Held hatte daraufhin nochmals online geschaut und dabei wurde ihm eine Baufirma namens Ichijo Construction empfohlen. Es ist eine Firma, die Fertigbauweise macht, so wie das Sweden House, nur wird natürlich in Japan gefertigt. Der Held und ich waren in seiner Mittagspause hin gegangen, da wir nicht noch bis zum Wochenende wieder warten wollten und der Musterhaus-Park war bei uns eh um die Ecke 🙂
Die Beratung war hier auch TOP. Wir haben eine grobe Kalkulation bekommen und waren aus allen Wolken gefallen, wieviel günstiger Ichijo im Vergleich zu Sweden House und Hebel Haus ist, obwohl da so viel inklusive ist: Fußbodenheizung, 4-fach verglaste Fenster mit genialer Isolierung, etc. Das sind Sachen, die alles entweder nicht vorhanden waren bei den anderen beiden oder ein Extra sind. Wir waren begeistert. Dennoch haben wir nicht sofort zugesagt. Wir wollten zunächst ein Detailiertes Angebot von allen Favoriten-Firmen.
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Martin · 14. April 2021 um 19:03 Uhr Uhr ·
Hallo Yumkeks,
mir scheint, Ihr sucht Euren Bauherr da etwas zufällig aus. Darf ich das sagen?
Das kann in Japan genauso so schnell ins Auge gehen wie in Deutschland.
Zum Beispiel vermisse ich in Deinem Bericht den Namen Sekisui House. Das ist der Marktführer für Fertigwohnhäuser. Sicher nicht ohne Grund.
Schon mal Panahome gehört? Das ist die Fertighaussparte von Panasonic.
Die haben den Vorteil, dass ihr da ein gutes Smart Home bekommt.
Man muss auch nicht unbedingt ein Fertighaus bauen. Es gibt viele tolle Architekten, die mit normalen Hausbaufirmen zusammenarbeiten.
Die Japaner nennen das ein “Designer-Haus”. Dann besteht Eure Außenwand nicht aus einem undefinierbaren Kunststoff, der bei einem Brand womöglich Dioxin produziert.
Das kostet nicht viel extra (die Fertighausbauer stellen ihren Architekten auch in Rechnung), aber es gibt mehr Flexibilität für Euch. Gerade, weil Ihr als Ausländer andere Vorstellungen vom Wohnen habt.
Hauptnachteil: So ein Haus braucht statt drei eher sechs bis acht Monate, bis es fertig ist, weil es eben nicht aus vorrproduzierten Teilen zusammengesetzt wird.
Muss trotzdem nicht mehr kosten, weil Du bei den Fertighausbauern die ganze Musterhaussiedlungen und ihre aufwändige Werbung über den Hauspreis mitbezahlen musst.
Es gibt auch Energiespar- und Nullenergiehäuser in Japan, falls Ihr nach so etwas Ausschau halten wollt.
Ich wünsche viel Erfolg bei dieser Entscheidung für (fast) ein ganzes Leben.
Liebe Grüße
Martin
yumkeks · 17. April 2021 um 16:55 Uhr Uhr ·
Hallo Martin,
Vielen Dank für deine Tips 🙂
Die genannten Firmen von dir hatten wir online uns angesehen gehabt, bevor wir zu den Musterhaus-Parks gegangen sind und die entsprachen nicht so recht dem, was uns gefiel (schlechtere Isolierung etc.). Dennoch danke dass du das erwähnst für eventuell andere Interessenten, die diesen Blogpost finden im großen WWW ^^
Wegen der Architekten hatten wir es tatsächlich überlegt, aber wir hatten genug Stress in Deutschland, wo es so war, das man einzelne Posten hatte. Darauf hatten wir ehrlich gesagt keine große Lust gehabt. Man lernt aus “Fehlern” ^^ Für uns ist es besser das aus einer Firma heraus zu haben. Natürlich muss das aber nicht auf jeden Zutreffen. Jemandem, der mehr Kontrolle über das Bauprojekt haben will, wäre das sicherlich kein Stress.